Auftakt zum US-Wahljahr: Der enthemmte Kandidat

Nr. 3 –

«Ich möchte Ron und Nikki zur schönen gemeinsamen Zeit gratulieren», sagte Donald Trump am Montagabend im Ton falscher Gönnerhaftigkeit. Kurz zuvor hatte er die republikanische Vorwahl im Bundesstaat Iowa mit 51 Prozent gewonnen. Abgeschlagen seine Konkurrenz, Ron DeSantis (21 Prozent) und Nikki Haley (19 Prozent), die sich in den vergangenen Monaten im Schatten des Expräsidenten bekämpft hatten und dabei nur selten so wirkten, als hätten sie eine «schöne Zeit».

Die Vorwahlen haben begonnen – die Vorwahlen sind schon wieder vorbei. So fühlt es sich an nach diesem Auftakt des Wahljahrs, in dem alles darauf hinausläuft, dass Trump der Kandidat der Republikaner:innen wird und im November gegen Präsident Joe Biden antritt. Trump hat die fanatischste Bewegung, das meiste Geld und das grösste rechte Netzwerk hinter sich. Er dominiert die Partei, er ist die Partei. Was ihr Programm angeht, sind DeSantis und Haley nur Varianten von Trump, weniger erfolgreiche allerdings.

Beachtlich an der Wahl in Iowa war die geringe Beteiligung. Nur rund 110 000 Menschen stimmten ab; deutlich weniger als die 187 000 bei der Wahl 2016. Die Absenz vieler erklärt sich durch die eisige Kälte  – in Iowa waren es am Montag bis zu minus 20 Grad. Ein anderer Faktor könnte sein, dass Trump, obwohl die klare Nummer eins im rechten Lager, nicht mehr so viele Menschen in den Bann zieht. 32 Prozent der republikanischen Wähler:innen in Iowa gaben an, dass sie ihn fürs Weisse Haus für nicht geeignet hielten, sollte er in einem der vielen gegen ihn gerichteten Verfahren verurteilt werden. Trotzdem wären die Demokrat:innen und der historisch unbeliebte Biden schlecht beraten, sich auf einen schwächelnden oder inhaftierten Trump zu verlassen – vielmehr müssen sie ihn und seine radikalen Ankündigungen ernst nehmen.