Rund ein Jahrzehnt ist vergangen, seit ein anarchistisches Experiment im New Yorker Zuccotti Park die Systemfrage stellte. Die Bewegung wurde zum Auftakt einer kämpferischen Ära. Doch was ist geblieben? Ein Vorabdruck aus dem neuen Buch von WOZ-Autor Lukas Hermsmeier.
Ein Jahr nach Amtsantritt steht der US-Präsident mit ziemlich leeren Händen da. Nach einem vielversprechenden Start zeigte sich bald das Grundproblem der Demokraten: Sie wollen zwei Erzählungen vereinen, die sich nicht in Einklang bringen lassen.
In der Nacht auf den 1. Juni 1921 verwüstete ein rassistischer Mob ein Schwarzes Viertel in Tulsa, Oklahoma. Mindestens 300 Menschen starben. Das prägt die Stadt bis heute. AktivistInnen wie Chief Egunwale Amusan engagieren sich dafür, dass es nicht nur beim Erinnern bleibt.
Was fordern, wenn plötzlich Gehör da ist? In New York erreichten Protestierende immerhin, dass das Budget der grössten Polizeibehörde der USA gekürzt wurde. Gleichzeitig haben sich strategische Gräben aufgetan.
Der Soziologieprofessor Alex Vitale ist der Vordenker einer Idee, die in den USA rapide an Popularität gewinnt: die der Abschaffung der Polizei. So hat die Stadt Minneapolis nach dem Mord an George Floyd und den darauffolgenden Protesten beschlossen, ihren Polizeiapparat aufzulösen.
Rebecca Wood leidet an einer seltenen Autoimmunkrankheit – und hat die Ungerechtigkeit des US-Gesundheitswesens am eigenen Leib erfahren. Seit Jahren kämpft sie deshalb für eine Krankenversicherung für alle. Die WOZ hat die 41-Jährige per Videochat durch ihren Alltag in der Coronakrise begleitet.
Die aktuellen Proteste richten sich gegen den rassistischen und gewalttätigen Normalzustand – und stellen zunehmend die Frage: Lässt sich die Polizei als Institution auch abschaffen?
Die Coronakrise trifft die Beschäftigten in den USA mit aller Härte. Grund dafür ist der jahrzehntelange Abbau des Sozialstaats. Überall im Land kommt es jetzt zu spontanen Streiks. Wachsen sie sich zum Massenprotest aus?