Löhne: Krankenkasse ist Hauptproblem

Nr. 46 –

Während die Gutverdienenden in den letzten zwanzig Jahren von Steuererleichterungen profitiert haben, geraten Leute mit mittleren und tiefen Einkommen stark unter Druck – obwohl die Löhne insgesamt gestiegen sind. Und mit der Inflation spitzt sich die Lage weiter zu. Das ist das Fazit der neusten Lohnanalyse des Gewerkschaftsbundes (SGB).

SGB-Chefökonom Daniel Lampart sagt: «Die ungerechte Steuer- und Abgabepolitik hat diese Lohnfortschritte zu einem grossen Teil zunichtegemacht.» Ein besonderes Problem seien die Kopfprämien der Krankenkassen: Für eine durchschnittlich verdienende Familie mit zwei Kindern beträgt die Belastung nach Prämienverbilligungen etwa zwölf Prozent des Nettoeinkommens. Nächstes Jahr steigen die Prämien um 6,6 Prozent; zunehmen werden auch Energie- und Mietkosten. Deshalb fordert der SGB vom Nationalrat, dass er wie der Ständerat für die Aufstockung der Prämienverbilligungen stimmt.

Die Löhne sind in verschiedenen Branchen laut SGB-Berechnungen in den letzten vier Jahren real sogar gesunken – etwa bei den Bäckerinnen, Verkäufern oder Hochbauzeicher:innen. Ein Viertel aller Berufstätigen mit einer Lehre verdienen demnach für eine Vollzeitstelle weniger als 5000 Franken im Monat. Und es gibt weitere Alarmzeichen. Der Tieflohnsektor, zu dem Jobs im Verkauf, der Gastronomie oder der Reinigung gehören, ist seit 2014 wieder leicht gewachsen. Eine halbe Million Berufstätige haben einen Lohn von unter 4500 Franken – rund ein Drittel von ihnen haben eine Lehre abgeschlossen.

Der SGB strebt daher neue Minimalstandards an und fordert: Wer eine Lehre abgeschlossen hat, soll mindestens 5000 Franken verdienen; niemand soll mit einer Vollzeitstelle weniger als 4500 Franken erhalten. In den aktuellen Lohnverhandlungen der Gewerkschaften, die zum Teil bereits erfolgreich abgeschlossen wurden, lautet der Anspruch: Voller Teuerungsausgleich plus Reallohnerhöhungen.

Doch das gelingt nicht durchwegs. Schwierig ist es gerade im Detailhandel: Soeben sind die Lohnverhandlungen mit Coop gescheitert.