Diesseits von Gut und Böse: Elektronischer Dukatenesel

Nr. 14 –

Es herrscht Goldgräberstimmung. Doch diesmal wühlt sich niemand mit Hacke, Schaufel und Sieb durch den Wilden Westen – jetzt schürfen die Computer. Die brauchen dafür zwar keine Muskeln, aber auch Energie – und zwar in schwer vorstellbaren Mengen.

Die Welt giert nach Kryptowährungen, die Namen tragen wie aus Fantasyromanen, am bekanntesten sind Bitcoins. Wie das funktioniert, wirkt wie eine Erfindung aus Aladins Wunderlampe: Millionen Computer, untereinander in Netzwerken verbunden, rechnen eifrig vor sich hin, nach jeder gelösten Aufgabe gibts zur Belohnung neue Coins.

Und wer bietet seinen Kund:innen nun «ein übersichtliches Angebot mit den gängigsten Kryptowährungen» an? Die Tochter der Schweizer Post AG, die Postfinance AG, die gleich noch drei Bitcoins verlost unter jenen, die hundert US-Dollar in Krypto investieren.

Auf post.ch heisst es: «Bis 2030 wollen wir betriebsintern komplett klimaneutral sein; und ab 2040 strebt der gesamte Post-Konzern die Netto-Null über alle Tätigkeiten hinweg an.» Post und Postfinance gehören dem Staat. Nachdem dieser aus Angst vor der «Stromlücke» gerade ein unnötiges Notgaskraftwerk bauen liess, wollten wir von Postfinance wissen, wie sich der digitale Goldesel, der Unmengen Strom verbraucht, auf ihre Energiebilanz auswirken werde.

Die Antwort ist so verblüffend wie tricky: «Das Krypto-Angebot wird als so genanntes ‹Execution-Only›-Produkt angeboten, und wird deshalb in der Umweltbilanz von PostFinance nicht zugerechnet.»

Hoffentlich freut sich der Staat, wenn wir unsere Steuern nicht nach dem Execution-Only-Prinzip zahlen.