Wichtig zu wissen: Neue Feiertage braucht die Schweiz

Nr. 14 –

Ruedi Widmer über den Erstapril

Der 1. April fristete dieses Jahr ein Mauerblümchendasein. Er wurde einerseits verkürzt durch die Sommerzeitumstellung und andererseits mit Ostermontag zusammengelegt. Das ist symptomatisch, der Witztag erlebt seit Jahren einen Niedergang. Ihm haftet ein modriger Geruch an. Manche finden ihn auch «bourgeois», weil er aus bürgerlicher Sicht der einzige Tag im Jahr sei, an dem es mal lustig sein dürfe, so der 1.-April-Kritiker und Comedian Karpi auf Facebook.

Wer keine Kinder hat, die einen am Morgen hereinlegen, bekommt die Existenz des 1. April kaum mit. In den Medien werden noch bemühte Witze gemacht, meist lokalpolitischer Natur. Oft ist er der am wenigsten witzige Tag des Jahres.

Witz und Heiterkeit sind aber heute so wichtig wie noch nie. Angesichts der düsteren Weltlage (Mikrowellenattacken) geht die menschliche Fähigkeit, zu lachen, irgendwann verloren. Doch der Mensch ist das einzige Tier, das überhaupt lachen kann, sieht man von einzelnen Arten wie dem Vogel «Lachender Hans» ab. Schon aus naturschützerischer Sicht ist eine Stärkung des Humors und damit ein Gedenktag, Feiertag oder, noch besser, Abfeiertag nötig.

Der 1. April sollte – nicht nur am Ostermontag, sondern immer – ein arbeitsfreier Feiertag sein, damit es im Frühling noch mehr freie Tage gibt. Der Erstapril, so die neue Schreibung, kann gut auch auf einen Sonntag gelegt werden. Den Leuten, die die Kalender bewirtschaften, wird schon etwas einfallen, damit das funktioniert. Die Tage um den 1. April sollten zu Heiterkeitstagen ausgebaut werden, gerade in Humorkreisen wünscht man sich endlich bessere Vermarktungsmöglichkeiten (grosses Heiterkeitsartikelgeschäft). Die Heiterkeitstage zögen sich vom Lachfreitag, der sehr laut, zotig und scherzhaft werden soll – mit völlig beklopptem Kirchengeläut den ganzen Tag lang, Feuerwerk, Umzügen mit Musik, Lärm und Verkleidungen absonderlichster Art –, über den Erstaprilsamstag (der letzten Möglichkeit, noch Scherzartikel und Humorbücher fürs Fest zu kaufen) bis zum eigentlichen Erstapril hin, der feierlicherer Natur sein sollte als heute, mit Bundesratsansprachen und Höhenfeuer, mit Andachten und kerzentragenden Humorbäumen. Gegenseitige Bescherungen in der Familie gehören zum neuen Brauch – lustige Filme, Scherzartikel, Cartoonbücher (Pflicht) und alles, was die Satireindustrie irgendwie unterstützt. Der Erstaprilmontag schliesslich ist arbeits- und schulfrei, um die drei schönsten Tage auszukurieren.

Wie soll der Erstaprilbaum aussehen? Um sich von Weihnachten abzusetzen, darf es kein Tannenbaum sein, und Ostern wegen lieber auch kein blühender Kirschbaumzweig. Bärlauch hätte Power, der stinkt, aber er ist ein Bodengewächs, kein Baum. Die Goldrute als unbeliebte invasive Neophytenpflanze wäre die nötige Provokation, die so ein Humorfest zwingend haben muss. Pflückt Goldruten und schmückt sie!

Was gibt es zu essen, was ist ein typisches Erstaprilmahl? Überbackene Schlupffinken an Tomatensauce. Oder Lachs!

Ganz wichtig ist die Abgrenzung von der Fasnacht. Ein grosser Player im Kalender, der teils im gleichen Teich wie die Erstaprilbewegung fischt, wie man in der Wirtschaft sagt.

Doch der Erstapril ist witziger als die Fasnacht. Vor allem der Lachfreitag soll das Volk auf die Strasse treiben, um Bananenschalen auf die Trottoirs zu legen, Schnüre zum Darüberstraucheln zu spannen, die Nichtwissenden mit Scherzen an der Nase herumzuführen, Wegweiser abzuschrauben und falsch wieder anzubringen, Telefonstreiche und Wortwitze zu machen – auch die feinere Form ist gefragt –, und ganz wichtig sind die Cartoonistinnen, die Cartoons und geschmacklose Witze auf Strassen und Hauswände sprayen dürfen.

Eine Volksinitiative soll die neuen Feiertage ermöglichen. Wir melden uns.

Ruedi Widmer ist Gründer der Erstaprilbewegung in Winterthur.