Pop: Kein heimlicher Star

Nr. 2 –

Album-Cover «Burnout» von Leila
Leila: «Burnout». Grönland Records. 2023.

So viele internationale Superstars am Gurtenfestival 2021, aber einer der leuchtendsten kam von gar nicht weit her: Als neustes Bandmitglied stand die Bernerin Leila Šurković, damals zwanzig Jahre alt, mit Jeans for Jesus auf der Bühne. Als die Band während des Konzerts einen von damals erst zwei veröffentlichten Songs von ihr spielte, sie alleine nach vorne trat und zu singen begann, stimmte das Publikum begeistert mit ein: ein riesiger, glücklicher Chor.

Alle hatten diesen Song schon gehört: «Gun to My Head» ist eine Corona-Momentaufnahme aus einer Zeit, in der die Stadt leer war und fast ohne Möglichkeiten. Hier, im ersten Festivalsommer nach der Pandemie, wurde das Lied zur Hymne. Und Leila Šurković, die da gerade begonnen hatte, als Leila Musik zu machen und aufzutreten, zum gar nicht mal so heimlichen Star.

Gut zwei Jahre später ist mit «Burnout» Leilas erste EP erschienen; zur Plattentaufe im Dezember war der Berner «Dachstock» restlos ausverkauft. «Gun to My Head» wurde inzwischen auf Spotify fast zwei Millionen Mal gespielt, auch auf der Platte ist es der herausragende Track. Sechs weitere, vielleicht etwas gar sauber produzierte Popsongs erzählen von Liebe und Trennungsschmerz, getragen von Leilas unverkennbarer Stimme. Besonders schön gerät das Sehnen und Hoffen in «Blue», einer mit lustigen digitalen Sounds angereicherten Ballade (die so auch etwas an Jeans for Jesus erinnert), und «Places» klingt wie der Titelsong einer Coming-of-Age-Serie: zuckrig und direkt ins Herz gehend.

Es sind Popsongs, die wie «Gun to My Head» gut auf Playlists funktionieren – aber eben nicht nur dort. Gerade live wird klar, wie aussergewöhnlich talentiert Leila Šurković ist, mit ihrer Bühnenpräsenz, der Coolness auch. An der Plattentaufe gelingt die Verbindung des absolut Lokalen mit dem internationalen Anspruch so gut und unprätentiös wie selten einmal. Als weit hinten im Publikum jemand ob der Hitze und der schweren Luft zusammenbricht, pausiert Leila mitten im Song, fragt, ob alles in Ordnung sei. Und macht erst weiter, als der Person geholfen wird. Wie ein Profi halt.