Leser:innenbriefe

Nr. 20 –

Systemtheorie ohne Luhmann?

«Klimapolitik: Rückkoppeln, bis es kippt», WOZ Nr. 17/2022

Meine Frage ist, wie man einen Artikel über den Systembegriff verfassen kann, ohne den bedeutendsten Systemtheoretiker des letzten Jahrhunderts, Niklas Luhmann, auch nur zu erwähnen? Dabei bietet seine Systemtheorie so viel Aufschlussreiches zur Reflexion der Themen im Artikel.

Martin Hafen, per E-Mail

Und worauf wartet die WOZ?

«Auf allen Kanälen: Egomane auf Einkaufstour», WOZ Nr. 18/2022

Sie schreiben im Artikel Folgendes: «Dass das Mammut aber gross genug wird, um Twitter auszubooten, ist eher unwahrscheinlich.»

In Artikeln anprangern allein reicht nicht – es müssen auch Konsequenzen folgen! Warum suchen Sie sich nicht eine Mastodon-Instanz und fangen selber an zu tröten? Jan Böhmermann ist seit knapp zehn Tagen auf Mastodon und hat 18 118 Folgende. Das «ZDF Magazin Royale» ist sogar dabei, zwei eigene Mastodon-Server (Instanzen) aufzusetzen.

Also, worauf wartet die WOZ? Schliesslich haben Sie es selber erkannt: «Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig Alternativen zu den Plattformen in Privatbesitz wären.»

Die Alternativen gibt es! Wären Medienhäuser, Behörden und andere staatliche beziehungsweise öffentlich-rechtliche Organisationen wechselwillig, hätten wir schon heute eine dezentrale Kurznachrichtenplattform, die sich gegen Twitter behaupten könnte. Dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis das Mammut auch im Netz grösser als der Vogel ist.

Bernhard Luginbühl, per E-Mail

Unabhängig vom Profit

«Im Affekt: Bio für die Welt», WOZ Nr. 19/2022

Bio mag aufwendiger sein als konventionelle Landwirtschaft, aber wie vom Redaktor im letzten Satz noch ergänzt: Mit Verzicht auf Tierprodukte könnte man garantiert bezüglich Klimaschutz und Landverbrauch einen zehn Mal stärkeren Effekt bewirken. Davon war aber tatsächlich kein einziges Wort im «grossen» NZZ-Interview. Dabei hätte der Tierprodukteverzicht noch einen zusätzlichen entscheidenden Nebeneffekt, der aber einen Syngenta-Chef kaum interessiert: die totale Erlösung der «Nutz»-Tiere von ihrem unsäglichen Los als lebende Produktionsmaschinen! Wir sollten Massnahmenprioritäten endlich unabhängig vom Profit festlegen.

Renato Werndli, Eichberg

Ökologie und Wissenschaft: Nur halbbatzig

Zur WOZ allgemein

Die WOZ ist eine linke Zeitung. Gut so. Ich lese sie seit Jahrzehnten. Doch ein wichtiger Pfeiler, der für mich unbedingt zu einer linken Politik gehört, fehlt fast vollständig: Ökologie und Wissenschaft.

Es gibt Artikel über Klimastreiks und Klimakampf. Doch wo sind Artikel und Analysen zum Klima selber, zum Beispiel zu den neuen, hochbrisanten Berichten des Weltklimarats? Wie sollen russisches Gas und Öl ersetzt werden? Was ist die Zukunft der Landwirtschaft – global und einheimisch –, und wer kontrolliert unser Essen? Und so weiter und so fort.

Da wünschte ich mir sehr viel mehr Informationen und Analysen, eben weil Politik und Ökologie zwei Seiten der gleichen Medaille sind.

Florianne Koechlin, Münchenstein