Sachbuch: Unbekannte Gedenkorte

Nr. 19 –

«Wir müssen nicht nach Auschwitz fahren, um uns über Verbrechen der Nazis zu informieren. Verbrechen verübten sie auch überall in unserer unmittelbaren Umgebung», erläutert die in Konstanz lebende Autorin und Politikwissenschaftlerin Sabine Bade den Gedanken, der zum Entstehen ihres Buchs «Ausflüge gegen das Vergessen» führte. 35 NS-Gedenkorte zwischen Ulm und Basel, Natzweiler und Montafon stellt sie darin vor. In der Schweiz wird das Engagement von Paul Grüninger in Diepoldsau und Au SG beschrieben sowie die Gedenkstätte für jüdische Flüchtlinge in Riehen bei Basel; die Ostschweizer Diplomaten und Fluchthelfer Ernst Prodolliet aus Amriswil und Carl Lutz aus Walzenhausen werden am Rande erwähnt. Dieser etwas andere heimatgeschichtliche Wegweiser soll, so die Autorin, den Blick weiten «auf eine Gegend, die wir bisher gut zu kennen glaubten».

Sabine Bade arbeitet schon seit langem zu Gedenkorten in Italien und Griechenland. Zu Orten, an denen die Nazis schreckliche Besatzungsverbrechen begingen – von denen aber kaum etwas in herkömmlichen Reiseführern steht. Nach der Veröffentlichung ihres Wanderlesebuchs «Partisanenpfade im Piemont» (2012) war sie auch für den «Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945» am Projekt «Gedenkorte Europa» beteiligt.

Dann fiel Bade auf, dass viele Konstanzer:innen noch nicht einmal vom früheren KZ Überlingen auf der anderen Seeseite wussten – und niemand in ihrem Umfeld die Widerstandsgedenkstätte in Bregenz kannte. Auf 196 Seiten schreibt sie nun faktenreich und anschaulich über ihre «Ausflüge gegen das Vergessen». Die meisten Texte erschienen zuerst in lockerer Folge im deutschen Onlinemagazin «seemoz». Die NS-Gedenkorte hat Bade auch fotografisch festgehalten. Per QR-Code eingebundene Karten ermöglichen der Leserin via Smartphone zudem eine genaue Lokalisierung der manchmal nicht leicht zu findenden Erinnerungsstätten. 

Sabine Bade: Ausflüge gegen das Vergessen. NS-Gedenkorte zwischen Ulm und Basel, Natzweiler und Montafon. UVK Verlag. München 2021. 196 Seiten. 32 Franken