Abtreibungsinitiativen : Zurück in die sechziger Jahre

Nr. 19 –

Nicht nur in den USA sind Abtreibungsrechte unter Beschuss. Auch hierzulande suchen «Pro Life»-Kräfte den frauenrechtlichen Konter. In der Schweiz gilt seit 2002 die sogenannte Fristenregelung: Frauen haben bis zur zwölften Schwangerschaftswoche das Recht, alleine über einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden. Später ist ein Abbruch möglich, wenn Ärzt:innen die Gefahr einer schwerwiegenden körperlichen Schädigung des Babys oder eine schwere seelische Notlage der schwangeren Frau feststellen.

Während vielen Feminist:innen diese Regelung nicht weit genug geht, arbeiten (frei-)kirchliche und rechtskonservative Kräfte an der Aufweichung des Abtreibungsrechts. Zuletzt entschied die Stimmbevölkerung 2014 über eine Vorlage. Die Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache», die Abtreibungen aus der Grundversicherung streichen wollte, wurde sehr deutlich verworfen.

Eine der zwei Initiativen, für die SVP-nahe Komitees nun Unterschriften sammeln, kommt deshalb subtiler daher. Unter dem Titel «Einmal darüber schlafen» will sie Frauen vor einem Abbruch zu einem Bedenktag verpflichten. Was harmlos klingt, muss vor dem Hintergrund verstanden werden, dass «Pro Life»-Kräfte betroffene Frauen verstärkt zu Stellen schicken wollen, die sie im Sinne der christlichen «Lebensschutz»-Ethik beraten. Im Initiativkomitee sitzt etwa Dominik Müggler von der fundamentalchristlichen Stiftung Mama. Andere Organisationen halten sich im Hintergrund. Jung-SVP-Präsident und Mitinitiant David Trachsel räumt zwar ein, dass «wir selbstverständlich viele Unterstützer aus dem Bereich Lebensschutz haben» – welche das sind, will er aber nicht offenlegen. Die zweite, von einem Komitee mit personellen Überschneidungen getragene Initiative fordert offensiver «lebensschützend» ein grundsätzliches Verbot von Spätabtreibungen lebensfähiger Föten.

Gerade mit Blick auf die USA muss bis zu den Abstimmungen vor allem eines entlarvt werden: welche frauenfeindlichen Absichten die Initiant:innen auch hierzulande hegen.