LeserInnenbriefe

Nr. 24 –

Insbesondere mutige Israelis

«Antisemitismus: Am Schluss gehts immer um den Nahostkonflikt», WOZ Nr. 23/2018

Antisemiten können keine Linken sein – hundert Prozent einverstanden. Judenhasser sind in erster Linie Idioten! Für wichtiger als diese Feststellung aber halte ich die Frage: Wie bekämpft man Antisemitismus? Etwa indem man die gezielte ethnische Säuberung Palästinas unmittelbar nach Verabschiedung des Teilungsvorschlags der Mini-Uno von 1947 rechtfertigt? Indem man hinter jeglicher Kritik an der Politik des jüdischen Staats sogleich Judenhass insinuiert? Indem jeder noch so kleine Zwischenfall, in die ein Mensch jüdischer Identität verwickelt ist, zum Antisemitismusskandal erhebt? Oder die Anprangerung der Vorgehensweise eines Kapitalisten verbietet, sobald der einen jüdischen Namen trägt? Ich behaupte, dass so exakt das Gegenteil bewirkt wird. Eine Linke, die diesen Namen verdient, kann nicht anders, als Antisemitismus ohne Wenn und Aber zu bekämpfen – genauso wie andere Ausdrucksweisen von Rassismus.

Meiner Ansicht nach sind jedoch die VorreiterInnen in diesem Kampf die KritikerInnen der abscheulichen Politik Israels gegenüber dem palästinensischen Volk, insbesondere natürlich die mutigen Israelis unter ihnen, mit denen ich mich verbunden fühle. Es ist jene Politik gegenüber den PalästinenserInnen, die einen wesentlichen Nährboden für Antisemitismus darstellt.

Hanspeter Gysin, Basel

Mit Recht gespottet

«Politische Kunst: Es braucht angesichts des anschwellenden Bocksgesangs von rechts einen neuen politischen Formalismus», WOZ Nr. 20/2018

WOZ sei Dank für den vorzüglichen Essay von Ingo Arend. Volles Vertrauen in die eigene Weltanschauung erzeugt für gewöhnlich schlechte Kunst. Misstrauen erzeugt bessere; je präziser, desto besser. «Ihr guten Leute und schlechten Musikanten», spottete seinerzeit schon Clemens Brentano. Mit Recht.

Wolfram Malte Fues, Duggingen

Ein übles, rassistisches Schimpfwort

«Linke Politik: Wer die Kanakisierung unserer Gesellschaft zurückdrängen will, ist in der Sache rechts», WOZ Nr. 23/2018

Im Zusammenhang mit Migranten verwendet ist «Kanake» ein übles, rassistisches Schimpfwort. Gehört «Kanakisierung der Gesellschaft» nicht in dieselbe Schublade wie «Vernegerung der Gesellschaft» oder «Verjudung der Gesellschaft»? Ich wundere mich über die Wortwahl des Philosophen Thomas Seibert und darüber, wie unbedarft die WOZ diese für eine knackige Schlagzeile übernimmt.

Hans Rudolf Tschudi, Zofingen