Im Affekt: Huch, wir schlimmen Kerle!

Nr. 22 –

Vielleicht ist das alles ein feuchter Traum von ein paar älteren oder alternden Herren. Peter Buser, achtzigjähriger Millionär und Playboy, verkündet seine hedonistische Philosophie: wie er mit Geldverleihen Millionen gescheffelt und wie er reihenweise Frauen befriedigt habe.

Aber nein, Fotos und Briefe im Buch sowie das Internet versichern, dass es einen Peter Buser gibt. Der Wahrheitsgehalt spielt allerdings keine Rolle. Denn man muss dieses Buch als Symptom lesen.

Busers Aufstieg wird dargeboten wie die sprichwörtliche Tellerwäschergeschichte: Schon als Elfjähriger beginnt er, Schulkameraden, Nachbarn und den Eltern kleine Geldsummen gegen Zins auszuleihen. Dann handelt er mit Guthaben in einem Tauschring und schlägt, «fast wie ein Alchemist», Mehrwert aus einer Parallelwährung, die solche Mechanismen gerade abschaffen wollte. Vor allem aber profiliert er sich gegen die trägen Banken als persönlicher Vermögensverwalter, wobei er auch mal Goldmünzen schmuggelt oder die eigene Bilanz fälscht. Die Millionen gemacht, kann er sich seiner anderen Aufgabe zuwenden. Buser ist nämlich ein unwiderstehlicher Casanova, dem Dutzende von jungen und jüngsten Frauen, zuerst im ehemaligen Ostblock, dann in Lateinamerika, zu Füssen liegen, wobei sein Geld nie fern ist.

Erzählt wird das vom pseudonymen Autor Salomon Exxel in bieder-aufmüpfigem Deutsch. Der angebliche Aussenseiter und Anarcholibertäre wettert gegen die spiessbürgerliche Sex- und Geldmoral, verbrämt mit ein bisschen Nietzsche. Dabei wird ein trumpscher Charakter sichtbar: narzisstisch und solipsistisch.

«Weltwoche»-Redaktor Philipp Gut hat das Buch unter dem Titel «Ich war eine Bank. Und Schlimmeres» herausgegeben und ein bewunderndes Vorwort beigesteuert; der Promianwalt Valentin Landmann schliesst einen «Essay» über den Schweizer Bankier an, der «nichts von Political Correctness hält» und deswegen «ein Paradebeispiel des guten, traditionsreichen und zukunftsträchtigen Swiss Banking» ist.

Ein Symptom eben: rechter Schund.

Neben Philipp Gut bietet die «Weltwoche» auch ihren Hofphilosophen Andreas Urs Sommer auf, um Peter Buser als unorthodoxem Freigeist die Weihen zu erteilen.