Wichtig zu wissen: Der Dammbruch

Nr. 11 –

Susi Stühlinger über bedrohliche Szenarien

Dr. med. Wilf Gasser, Sexualtherapeut, hatte keine Mühe, es öffentlich zuzugeben: Er litt unter Dammbruchfantasien. Die damit einhergehenden Ängste waren keinesfalls unbegründet, wie er als Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz in der «Arena» des linken Lügenfernsehens dargelegt hatte. Der Dammbruch, der passieren würde, wenn Homosexuelle die Kinder ihrer Liebsten erst einmal adoptieren dürften, wäre verheerend. Es käme bald so weit wie in Schweden, wo lesbische Frauen die ganze Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen konnten. Eine üble Entwicklung, die, wie Dr. med. Gasser betonte, nicht im Interesse des Kindswohls sein konnte – ganz im Gegensatz zu den mittels reproduktionsmedizinischer Methoden gezeugten Kindern heterosexueller Eltern.

Dammbruchängste waren allerdings nicht nur bei der Stiefkindadoption angebracht. Auch soliden schweizerischen Ingenieursleistungen drohte der Dammbruch, wenn Stromproduzentin Alpiq erst einmal ihre Pläne verwirklicht und die Hälfte ihrer Stauseen an chinesische Investoren verkauft hatte: Die Chinesen kannten sich mit Dammbrüchen aus, rangierten sie doch im Ranking der Topdammbrüche (wie etwa dem Bruch von 62 Dämmen in der Provinz Henan mit mehreren Hunderttausend Toten) ganz oben auf der Liste. Kam hinzu, dass der designierte US-Präsident Donald Trump Gerüchten zufolge bereits angekündigt hatte, er würde die Chinesen bekämpfen, indem er Mauern vernichtete und China dafür bezahlen lassen würde – wobei die wahren Leidtragenden in diesem Fall einmal mehr die Schweizer Berggemeinden wären.

So weit durfte es natürlich nicht kommen. Dann doch lieber die grosszügige Subvention mit Steuergeldern, wie sie derzeit Christoph Blocher, der geistige Vater des staatlichen Interventionismus, forderte – natürlich, der Gerechtigkeit halber, nicht nur für die Wasser-, sondern auch für die Atomkraftwerke. Für Letztere – das hatten namhafte PR-Fachleute in einem Geheimpapier festgehalten – wäre es am nachhaltigsten, eine staatliche Auffanggesellschaft zu errichten. Für den Fall, dass der Atomstrom sich entgegen den Aussagen der AfD-Partei aus Deutschland doch nicht als die zukunftsweisendste aller Technologien entpuppen sollte. PR-Experten liessen in anderen Geheimpapieren übrigens auch verlauten, dass es von Vorteil wäre, sich mit der aufstrebenden Partei aus dem Nachbarland gut zu stellen. Einen Kompromiss in Sachen Kraftwerke hatte BDP-Nationalrat Urs Gasche eingebracht: eine private Auffanggesellschaft von CS und UBS, die notfalls ihrerseits wiederum vom Staat gerettet werden könnten.

Eher mit dem Bau denn mit dem Bruch von Dämmen beschäftigte sich indes die Genie-Logistikkompanie 6 der Schweizer Armee. Sie durfte in der Aargauer Gemeinde Thalheim zu Übungszwecken rund ein Dutzend Bäume sprengen. Im Kriegsfall würden die ineinander verkeilten Baumstämme den Feind aufhalten, wie Kompaniekommandant Ruben Gfeller erklärte. Freilich würde dies nur nötig werden, sollte die Politik den Geheimpapieren namhafter PR-Fachleute keine Beachtung schenken.

Susi Stühlinger war einmal für die WOZ auf einem Staudamm.