Agenda

Nr. 11 –

Totenmesse für das Kapital

Was tun gegen den grassierenden Marktglauben? Singen wir ihn ins Grab! Klingt vermessen, aber davon lassen sich die rund fünfzig Sängerinnen und Sänger des Zürcher Chors Kultur & Volk nicht abschrecken. Angelehnt an Benjamin Brittens «War Requiem», singt der Chor in seinem «Finanzrequiem» von der umfassenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Die italienische Komponistin Giovanna Marini hat fünf «Gesänge aus der Unruhe» vertont, darunter ein «Sanctus» zur Marktgläubigkeit und ein «Agnus Dei» als Zukunftsvision. Moderiert wird das Konzert von Rapperin Big Zis.

«Gesänge aus der Unruhe. Ein Finanzrequiem» in: Zürich Photobastei, Sihlquai 125, Fr, 18. März 2016, und Mi, 23. März 2016, 20 Uhr; So, 20. März 2016, 11 Uhr. www.kuv.ch

Wörtersport

Wo bitte gehts hier zum Halbfinal? Wenn das Programm wie im Sport angeschrieben ist, dann wissen wir: Der Slam ist in der Stadt. Am Wochenende messen sich in St. Gallen die besten AthletInnen der gesprochenen Literatur an den Schweizer Slam-Meisterschaften.

Mit dabei sind einige der üblichen Verdächtigen von Christoph Simon und Laurin Buser bis Fatima Moumouni, und wer die Zukunft der Szene schon heute erleben will, kann sich beim U20-Final umsehen. Der Final im Einzel wird moderiert von Ralph Weibel und WOZ-Autor Etrit Hasler, den wir hier aber nicht nochmals als «Slam-Opa» titulieren wollen, wie jüngst im Magazin «Saiten» geschehen.

Poetry Slam, Schweizer Meisterschaften in: St. Gallen Grabenhalle, Palace, Tonhalle, Do–Sa, 17.–19. März 2016. www.slamgallen.ch

Fassbinder auf der Bühne

Sie heisst Emmi, er Ali. Sie ist Putzfrau kurz vor dem Pensionsalter, er zwanzig Jahre jünger und aus Marokko. Das sind, mit den Worten von Rainer Werner Fassbinder, «ein paar beschissene Voraussetzungen für eine grosse Liebe» – aber, etwas zynisch gesprochen, allerbeste Voraussetzungen für ein politisches Melodram. Inspiriert von Douglas Sirk, spiegelte Fassbinder in seinem Film «Angst essen Seele auf» (1974) den alltäglichen Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland. Das Zürcher Experi-Theater um den sri-lankischen Regisseur Pakkiyanathan Vijayashanthan (siehe WOZ Nr. 28/2015 ) bringt Fassbinder jetzt auf die Bühne – in einer spielerischen Befragung kultureller Prägungen.

«Angst essen Seele auf» in: Zürich Kanzlei Club, Di/Mi, 22./23. März 2016, 20 Uhr; Basel Restaurant Zollstübli, Fr/Sa, 25./26. März 2016, 20 Uhr; Chur Werkstatt Chur, Di/Mi, 29./30. März 2016, 20 Uhr. Weitere Termine siehe www.experitheater.ch.

Die Zukunft essen

Sechs Jahre noch, dann kommt ein revolutionärer neuer Foodtrend auf den Teller. «Soylent Green» sollen die grünen Täfelchen heissen, die angeblich aus Plankton gewonnen werden. Was es damit auf sich hat, entdeckt Charlton Heston erst am Schluss von «Soylent Green» (1973), einem der ersten ökologischen Zukunftsthriller, angesiedelt im Jahr 2022.

Der Filmklassiker läuft als Nocturne am Festival Science + Fiction in Basel, das sich diesmal um Konsum und Ernährung dreht – in Filmen, Debatten und Workshops. Wie viel Wasser ist in meinem Steak drin? Wie fein schmeckt ein Dessert aus dem Reagenzglas? Und schon zur Eröffnung steht eine grosse Frage im Raum, mit dem Dokumentarfilm «10 Milliarden: Wie werden wir alle satt?».

Science + Fiction in: Basel, Fr–So, 18.–20. März 2016, Gundeldingerfeld, Dornacherstrasse 192. www.scienceundfiction.ch