Kino-Film «Für eine schöne Welt»: Engagement mit und ohne Worte

Nr. 2 –

Nach langen Jahren mit Filmen aus und über die Bergwelt und ihre Menschen hat sich Erich Langjahr ins flache Land begeben. Für sein filmisches Porträt hat er zwei einheimische Künstler gewählt, die ihm persönlich nahestehen und deren Werke auch im öffentlichen Raum sichtbar sind. Mit Gottfried Honegger, dem herausragenden Vertreter der Zürcher Konkreten, und dem im obwaldnerischen Sarnen lebenden Plastiker Kurt Sigrist verbindet ihn nicht nur eine ähnliche Haltung, sondern auch die Freude am Bild und der Form: Langjahrs sorgfältig komponierte Bildfolgen entstehen während des Schnitts. Es ist ein langwieriger Prozess: abwägen und verwerfen, immer wieder neu beginnen, bis daraus eine Geschichte wird. Es ist ein ähnlicher Prozess, wie er bei Honegger und Sigrist abläuft, bis sie vor dem fertigen Bild oder der Plastik stehen.

Im ersten Teil von «Für eine schöne Welt» stellt Langjahr den bald hundert Jahre alten Honegger ins Zentrum. Er ist ein eloquenter Verfechter und engagierter Kämpfer für seine Kunst und mehr Humanität – dank der Kunst. Wortreich erklärt er, wie aus Geometrie Kunst wird, was ihn inspiriert und beeinflusst hat. Er reist zurück zu den Häusern seiner Kindheit im Unterengadin, spannt von dort den Bogen bis zu den Höhlenmalereien von Altamira.

Kurt Sigrist hingegen ist schweigsam, redet kaum zwei Sätze im ganzen Film. Dafür sieht man ihn im Atelier, wie er abwägt und tüftelt, mit Skizzen und Modellen an der Vorlage für eine schwere Eisenplastik arbeitet. Eine Vorlage, die er mithilfe von Arbeitern der Freiformschmiede Imbach in Nebikon zur Plastik fügt.

Langjahr gelingt es, zwei sehr gegensätzliche Künstler so ins Bild zu setzen, dass bei beiden der Schaffensprozess und das Engagement spürbar werden – mit oder ohne Worte. «Wir leben in einer katastrophal ernsten Situation», sagte Gottfried Honegger letzte Woche an der Vorpremiere in Zürich. «Wir sollten uns mehr anstrengen. Au travail!» Mit dem «wir» meinte der Künstler nicht nur die Leute, die gerade im Kino anwesend waren.

Ab 14. Januar 2016 im Kino.

Für eine schöne Welt. Regie: Erich Langjahr. Schweiz 2016