Diesseits von Gut und Böse: Menschliche Grösse

Nr. 4 –

Es ist noch nicht lange her, da war Bankdirektor ein ehrenwerter Beruf. Seit sechs Jahren ist damit Schluss. Inzwischen kommen auch einem wenig finanzaffinen Menschen wie mir spontan eine Menge Umstände in den Sinn, die einen Bankdirektor zum Rücktritt zwängen. Eine aussereheliche Affäre, deretwegen der CEO der Luzerner Kantonalbank (LUKB) jetzt den Hut nimmt, gehört nicht dazu. – Dank «Blick» weiss ich: Die vormalige Geliebte des Exbankdirektors ist eine brasilianische Exprostituierte, mit der er ein Kind gezeugt hat, für dessen Abtreibung er ihr Geld geboten haben soll; zwischenzeitlich hat man sich gegenseitig angezeigt und die Klagen schon wieder zurückgezogen.

Nun gut. Ganz appetitlich wirkt das nicht. Doch soweit ichs beurteilen kann, wurde unter dem Mann weder der Libor-Zinssatz manipuliert, noch hat er die LUKB vom Staat retten lassen. Ehrlich gesagt, finde ich derlei Fehltritte ekliger, auch wenn das Privatleben der jeweiligen Chefs ruhiger verlaufen mag. Und überhaupt: In Frankreich bliebe der Mann Präsident. So wertet denn auch der LUKB-Verwaltungsrat laut diversen Medien «den Rücktritt als Zeichen menschlicher Grösse». Dennoch werden dem Mann jetzt Bonus und Abgangsentschädigung gestrichen; ein ganzes Jahr lang wird er mit seinem mageren Fixlohn haushalten müssen. Sprich 480 000 Franken.