CD von Papst & Abstinenzler: Schaffhauser Falschfahrer

Nr. 4 –

Es ist ernüchternd, mit dem Schaffhauser Dialekt gesegnet zu sein. Ich bin in der Region aufgewachsen. Immer wieder wird einem in Zürcher Bars oder Berner Konzertlokalen ein tumbes «Hopp St. Galle» entgegnet, nachdem man ins Gespräch gekommen ist. Andere verziehen das Gesicht. Oder haben Sie beim SRF jemals Schaffhauser Dialekt gehört? 

Dabei steht seit zwei Jahren fest, dass dieser nördlichste aller Schweizer Dialekte voller Soul steckt, wie Min King mit ihrem Song «Bluemeweg» bewiesen haben. Nun erobern Papst & Abstinenzler mit unverkennbarem Schaffhauserdeutsch den Country Blues. Ihr neues Album, «Geischterfahrer», steckt voller Hymnen auf die Nonchalance und die Kleinigkeiten des Alltags. Doch die von Jörg «Odi» Odermatt lakonisch vorgetragenen Geschichten sind keineswegs harmlos: Das entspannte «Schöner schtärbe» entpuppt sich etwa als Stachel gegen die Stadtaufwertung und Vereinnahmung von Raum. 

Auf «Geischterfahrer», das Olifr «Guz» Maurmann (Aeronauten) aufgenommen hat, tauchen mehrere Gäste auf, darunter die Zürcher Sängerin Nadja Zela. Den überraschendsten Gastauftritt liefert aber Malcolm Mooney ab, der US-amerikanische Sänger der deutschen Krautrocklegende Can. Mooney liefert in dem nach ihm benannten Song eine wunderbare Spoken-Word-Einlage, die ziemlich grandios in eine schleppende, schwere Gitarrenmelodie übergeht. 

Der vielleicht wohl bekannteste Poet mit Schaffhauser Dialekt, der unverwüstliche Gabriel Vetter, hat die Band aus seiner Heimat äusserst treffend beschrieben: «Verdammt, die Band heisst wie eine durchgeknallte Anwaltskanzlei. Da muss man ihr mit Kategorien nicht kommen.»

Wer die durchgeknallte Anwaltskanzlei hören will, die durchgehend aus illustren und bekannten Mitgliedern der lokalen Musikszene besteht, kann das am Freitag, 24. Januar 2014, im Zürcher «Helsinki» oder einen Tag darauf im Club Cardinal in Schaffhausen tun.

Papst & Abstinenzler: Geischterfahrer. Patient Records