«Only Lovers Left Alive»: Vampire mit Prinzipien

Nr. 51 –

«Only Lovers Left Alive» ist wie ein langes Gespräch mit den Grosseltern: Es wird über die guten alten Zeiten gesprochen und über den Zerfall der Kultur geschimpft. Nur dass mit den guten alten Zeiten das Mittelalter und nicht die Sixties gemeint sind.

Adam (Tom Hiddleston) ist Musiker, lebt in Detroit und traut sich nur nachts aus seinem Haus. Er ist nämlich ein Vampir, genau wie seine Geliebte Eve (Tilda Swinton), die in Marokko lebt. Beide sind mehrere Jahrhunderte alt. Adam verbringt seine Tage damit, seiner Gitarrensammelleidenschaft zu frönen und Musik zu schreiben, die er nie veröffentlicht. Eve streift durch die engen Gassen Tangers und ist ständig auf der Suche nach nahrhaftem Blut. Adam ist eine alte Seele, frustriert und traurig über die Welt, Eve ist weise und sieht die Dinge gelassener und mit mehr Lebensfreude. Sie ist befreundet mit dem englischen Schriftsteller Christopher Marlowe, der im Film ebenfalls ein Vampir ist. Marlowe ist aber nicht die einzige historisch verbürgte Figur im Film: «Only Lovers Left Alive» ist von Anfang bis Ende ein Name-Dropping-Festival. Zum Beispiel, als Adam Eve bei einer Partie Schach und einer Bluteiscreme von seiner Liebschaft mit Mary Wollstonecraft erzählt. Die beiden erinnern sich gerne wehmütig an die Zeit, als es noch Schlachten und Monarchien gab. Jarmusch treibt den Kulturpessimismus bis ins Absurde. Seinen Blutvorrat holt sich Adam aus einem Krankenhaus. Denn Adam und Eve sind moderne Vampire: Menschen umzubringen, um ihren Hunger zu stillen, geht gegen ihre moralischen Prinzipien.

Abwechslung in den jahrhundertelangen Alltag bringt Eves pubertierende Schwester Ava (Mia Wasikowska). Im Gegensatz zu Adam und Eve nimmt sie es mit der Moral nicht so genau.

Die Tatsache, dass es sich um Vampire handelt, ist nebensächlich. Der Film lebt von der wunderbar überzeichneten, melancholischen Rock-’n’-Roll-Atmosphäre und den dramatisch inszenierten Bildern. Die Aura höchster Bildung, die das Paar versprüht, ihre unfassbare Coolness und Lethargie lassen einen nicht mehr los.

Only Lovers Left Alive. Regie: Jim Jarmusch. USA 2013