Kultour

Nr. 13 –

Ausstellung

Bearth & Deplazes

Der Bau der spektakulären Monte-Rosa-Hütte ob Zermatt, die im Herbst 2010 eröffnet wurde, hat das Churer Architekturbüro Bearth & Deplazes über die Schweiz hinaus bekannt gemacht. Der metallene Kristall, unter dem sich eine sechsgeschossige Holzkonstruktion und ein «Labor» zu ökologischen Fragen verbergen, steht wie eine zeitgenössische Burg in der Gebirgslandschaft.
Das von Valentin Bearth und Andrea Deplazes seit 1988 gemeinsam betriebene Architekturbüro, an dem seit 2001 auch Daniel Ladner als Mitinhaber beteiligt ist, hat aber auch eine ganze Reihe von Schulhäusern in seinem Portfolio, Wohnbauten und das Weingut Gantenbein in Fläsch, das unter anderem mit einer raffinierten Lichtführung besticht. Vor kurzem sorgten die Architekten mit den weissen Bögen der Sichtbetonfassade der Krankenkasse ÖKK in Landquart für Aufsehen.

In der Zürcher Ausstellung mit dem Titel «Amurs» (bündnerisch für «Liebschaften») wird die Architektur von Bearth & Deplazes an achtzehn Beispielen vorgeführt, die von Ralph Feiner und Tonatiuh Ambrosetti in ihrem Umfeld fotografiert wurden. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, in der der Bündner Publizist und Autor Iso Camartin die spezielle Beziehung zwischen ArchitektInnen und ihren architektonischen Anliegen in Worte fasst.
Fredi Bosshard

Bearth & Deplazes «Amurs» in: Zürich ETH Zentrum, Mo–Fr, 8–22 Uhr; Sa, 8–17 Uhr. 
Do, 28. März, bis Do, 18. April. 
www.ausstellungen.gta.arch.ethz.ch

Musik

King Pepe

Der Berner König macht die Hauptstadt unsicher. Gleich zweimal ist King Pepe über Ostern in kleinen Berner Lokalen zu sehen, einmal im Café Kairo und einmal im Kulturlokal Ono. Der Alltagsphilosoph singt auf seiner neuen CD «Pepejazz» wie bisher über Lieben und Leiden des Lebens, doch wird er dabei neu nicht von schrammender Gitarrenmusik begleitet, sondern von jazzigen Klängen.
Er sei im Brockenhaus über Schellackplatten und ein Grammofon gestolpert, habe diese Musik aus den zwanziger und dreissiger Jahren zu hören begonnen und Feuer gefangen, erklärt Simon Hari alias King Pepe den Grund für seinen Stilwechsel.
Wie bisher sinniert er auch in seinen neuen Songs über das Leben und den Alltag, und es fallen Sätze wie: «Ds Läbe isch fasch chli wie nes Chirschi, wes gässe isch, ischs wäg. (…) Ds Läbe isch fasch chli wie nes Chirschi, biss dri und nimms voll easy.»
Silvia Süess

King Pepe in: Bern Café Kairo, Fr, 29. März, 21 Uhr; Ono, So, 31. März, 20 Uhr. www.kingpepe.ch

Festival

Festival Paqu’son

Das Festival Paqu’son im Theater Ticino Wädenswil gehört zu den fixen Daten im Musikkalender. Es ist seit 2006 ein stimmungsvoller Anlass, der durch Charme und eine ebenso überraschende wie kenntnisreiche Programmierung besticht. In diesem Jahr eröffnen Les Hay Babies das lange Wochenende. Die drei jungen Musikerinnen reisen aus dem frankofonen New Brunswick in Kanada an und verzücken mit ihren schrägen Folksongs, die sie meist in einem irrwitzigen Französisch darbieten. Vivianne Roy, Katrine Noël und Julie Aubé begleiten sich auf Gitarre, Ukulele und Banjo, wenn sie mit zuckersüssen Stimmen von verschlafenen Bären und in Brand geratenen Pferden erzählen.
Paqu’son bringt aber auch ein Wiederhören mit der wohl anmutigsten Zirkuskapelle des Landes: der Federlos-Band. Sie hauchte während Jahren dem kleinen Zirkus Theater Federlos die würzige Zirkusluft ein. Mit Sarah Savoy & The Francadians steht Frankofones aus dem Süden der USA an. Zu einer echten Louisiana-Cajun-Party gehören Gesang, das Akkordeon, die Geige und das Waschbrett, alles angereichert mit einer Prise Western Swing. Für das Osterkonzert fusioniert das Raaga Trio+ westafrikanische Sounds mit Funk und Jazz.
Fredi Bosshard

Festival Paqu’son in: Wädenswil Theater Ticino, 
Do, 28., bis So, 31. März 2013, jeweils 20.30 Uhr. 
www.theater-ticino.ch
Les Hay Babies in: Delémont Festival de Bistrots, 
Fr, 29. März 2013, 20.30 Uhr. Fribourg Nouveau Monde, Sa, 30. März 2013, 20.30 Uhr.

Theater

CH-Trilogie

Die Schweiz-Trilogie des Zürcher Theaters Neumarkt ist mit Guy Krnetas Stück «Dr Madam ihre Mössiö» in der Endrunde angekommen. Für alle, die die ersten beiden Etappen mit Barbara Webers «Expats» und den «Truppenbesuch» mit Mike Müller verpasst haben: In der langen Nacht der CH-Trilogie kann man nochmals alle drei Aufführungen sehen.
Franziska Meister

Lange Nacht der CH-Trilogie in: Zürich Theater Neumarkt, Sa, 30. März 2013, und Sa, 20. April 2013, 18 Uhr.

Film

Die siebziger Jahre

«The dream is over, what can I say? The dream is over», singt John Lennon Ende 1970 auf seinem ersten Soloalbum. Woodstock ist passé, der «Summer of Love» auch vorbei, die Manson Family sitzt im Gefängnis, und weltweit flimmern Bilder über den Vietnamkrieg über die Bildschirme. Die Stimmung ist im Keller und wird die nächsten Jahre nicht besser. Das Zürcher Kino Xenix zeigt nun Filme zu diesem deprimierenden Jahrzehnt.
Stanley Kubricks «A Clockwork Orange» (1971) thematisiert Gewalt am Beispiel der Jugendbande Droogs. Besonders Malcolm McDowell überzeugt als Alex der Anführer mit seiner lustvoll ausgelebten Grausamkeit. Jack Carter (Michael Caine), der auf dem Weg zu den Mördern seines Bruders ist, hat Schnupfen. Das unterscheidet ihn von den früheren Killern, wie man sie aus Hollywood kennt, die waren nie von solchen Zipperlein geplagt. In Mike Hodges «Get Carter» (1971) wird er allerdings zum Ende genauso schonungslos um die Ecke gebracht wie alle anderen.
Es kommt im Xenix auch zum Wiedersehen mit US-amerikanischen Blaxploitation-Filmen wie «Shaft» (Gordon Parks, 1971) und «Foxy Brown» (Jack Hill, 1974) mit der unwiderstehlichen Pam Grier. Auch die Schweizer Kinolandschaft hat einiges zu bieten: Alain Tanners «Jonas qui aura 25 ans en l’an 2000» (1976), «Grauzone» (1979) von Fredi M. Murer und «Reisender Krieger» (1979) von Christian Schocher im über zwei Stunden dauernden Director’s Cut. In diesem grandiosen Roadmovie ist der einsame Krieger mit seinem Citroën DX unterwegs, um Coiffeure und Coiffeusen in allen Landesteilen von den Vorteilen der Kosmetiklinie Blue Eye zu überzeugen.
Fredi Bosshard

«Das Kino der Siebzigerjahre» in: Zürich Kino Xenix, Do, 28. März, bis Di, 23. April 2013. 
www.xenix.ch

Der Zauber der Rückprojektion

Für einmal stehen im Stadtkino Basel weder Regisseure noch Schauspielerinnen im Zentrum – sondern die Technik: Das Stadtkino rückt den Hintergrund in den Vordergrund und zeigt in der Reihe «Der Welt abhandengekommen» Filme, die mit der Technik der Rückprojektion arbeiten. Entwickelt wurde diese im ersten Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts vom deutschen Ingenieur Josef Behrens und avancierte vor allem im Hollywood der dreissiger bis fünfziger Jahre zu einem beliebten Verfahren. Typische Szenen, in denen Rückprojektionen angewendet wurden, sind Autofahrten: Die ProtagonistInnen sitzen im Auto, im Hintergrund ziehen Häuser und Strassen vorbei. Doch das Auto fährt gar nicht an diesen Häusern vorbei – was meist sofort sichtbar ist –, sondern der Hintergrund wurde hinprojiziert. «Neunmalkluge Zuschauer von heute belächeln gerne solche fadenscheinigen Tricks», schreibt der Kulturwissenschaftler und Autor Johannes Binotto im Programmheft des Stadtkinos. «Doch verkennen sie dabei, dass der Reiz der Rückprojektion gar nicht darin besteht, Realität vorzugaukeln, sondern vielmehr in ihrer verfremdenden Wirkung.» In der Reihe sind unter anderem Filme von Douglas Sirk, Vincente Minnelli, Alfred Hitchcock und George Cukor zu sehen. In seinem Filmvortrag «Rück-Sicht auf Darstellbarkeit» referiert Binotto über die Rückprojektionen und ihre Ästhetik anhand von ausgewählten Filmbeispielen.
Silvia Süess

«Der Welt abhandengekommen. Vom wundersamen Zauber der Rückprojektionen» in: Basel Stadtkino, Mo, 1. April, bis So, 28. April 2013.
«Rück-Sicht auf Darstellbarkeit. Ein Filmvortrag von Johannes Binotto zur Rückprojektion und ihrer Ästhetik» in: Basel Stadtkino, Mi, 3. April 2013, 20 Uhr. www.stadtkino.ch