Palästina: Passt Gelb zu Violett?

Ein lustiges Buch über himmeltraurige Zustände? Es klingt unglaublich und fast ketzerisch, aber der palästinensischen Architektin Suad Amiry ist es gelungen: Ihr Tagebuch aus der Zeit der mehrmaligen Besetzung von Ramallah durch die israelische Armee zwischen November 2001 und September 2002 macht herzhaft lachen und strotzt vor komischen Situationen. Zum Beispiel dann, wenn die fast durchgehend verhängte Ausgangssperre endlich mal – wann genau? für wie lange? – aufgehoben wird und der Stress losgeht.

Suad bietet den Schmied Saleh auf, um die von der israelischen Armee gesprengte Türe zum Haus ihrer Schwiegermutter zu flicken. Es liegt direkt gegenüber von Jassir Arafats – auch jetzt noch – belagertem Regierungssitz. Im letzten Moment machen die beiden kehrt aus Angst: Zu sehr sieht Salehs Ausrüstung – Gasflaschen, Schläuche, Gesichtsmaske – nach Terrorist aus, zu unsicher ist die Reaktion der allgegenwärtigen israelischen Soldaten bei solchem Anblick. Immerhin holt Suad die Schwiegermutter ab, auch wenn diese sich kaum entscheiden kann, was sie auf der Flucht tragen soll: Passt Gelb zu Violett?

Suad Amiry füllt die immer gleichen, nüchternen Nachrichten, die uns aus den besetzten Gebieten erreichen, mit prallem Leben – durchaus nicht nur mit lustigem, aber mit jenem Alltag, den wir uns sonst kaum vorstellen können, und mit den Erinnerungen und Hoff-nungen, mit denen PalästinenserInnen leben.

Suad Amiry: Sharon und meine Schwiegermutter. Fischer Taschenbücher. Frankfurt 2004. 143 Seiten. Fr. 14.60