WOZ News

Nr. 41 –

Galante

Jeden Tag liegt ein neuer Wahlprospekt im Briefkasten, heute wars die Liste «Senior GLP» des Kantons Zürich. Dass wir längst gewählt haben, hindert uns natürlich nicht daran, die porträtierten Köpfe zu studieren. Freundliche ältere Menschen mit glücklichem Privatleben und zahllosen (Enkel-)Kindern lächeln uns an, deren zwei sind sogar miteinander verheiratet. Doch nicht nur von ihrem eigenen, auch von seinem Foto schaut uns ausschliesslich die glückliche Gattin an. Entweder ist der Mann kamerascheu und will inkognito politisieren, oder er ist ganz Gentleman und lässt Damen grundsätzlich den Vortritt.

Heimlifeisse

«Die Firmen UBS, Credit Suisse und Swiss Re geben an, ihre Angestellten könnten bis zu 20 Prozent der Arbeitszeit für politische Mandate aufwenden», berichtete der «Tages-Anzeiger»: «Alle drei Firmen unterzeichneten ein Bekennerschreiben, mit dem der Schweizerische Arbeitgeberverband und Economiesuisse die Bedeutung des ‹Milizprinzips› unterstreichen wollen.» Wie der Name sagt, bekennt sich in einem solchen Schreiben jemand «zu einem politischen Verbrechen, Attentat o. Ä.», meint der Duden dazu. Unter diesen Umständen dürften die Tage des Milizsystems auch bald gezählt sein.

Geschrumpfte

«Bürgerliche Finanzpolitiker wollen Wachstum des Bundespersonals begrenzen», titelte die «Berner Zeitung». Mit dieser Massnahme stelle die Verwaltung nun knallhart auf den Typus des Bonsaibeamten um, befand WOZ-Leser R. Im selben Rahmen muss wohl auch gesehen werden, dass Polizistinnen in Zürich neuerdings kleiner als 1,60 Meter sein dürfen.

Exquisite

Laut «Luzerner Rundschau» verlagert die Hirslanden-Klinik St. Anna ihre privatärztlichen Tätigkeiten endlich ganz offen in jenen Fachbereich, den sie schon immer am brillantesten betrieb: «Neue Kompetenz in der Geschäftschirurgie». Und wie der «Tages-Anzeiger» wusste, ermöglicht eine Kooperation zwischen den Zürcher Stadtspitälern und dem Spital Zollikerberg ebenfalls Spitzenmedizin: «Der Chef der Triemli-Augenklinik wird dort Star-Operationen durchführen.» Diese werden sicher auch als Geschäftschirurgie abgerechnet.

Komplizierte I

Der «Tages-Anzeiger» konfrontierte uns auch damit, was sich derzeit auf dem glatten Parkett US-amerikanischer Politik zuträgt: «Da die Abschrift keinerlei offizielle Staatsgeheimnisse enthalten habe, handle es sich dabei um einen ‹Missbrauch›.» Während also das Verschweigen offizieller Staatsgeheimnisse missbräuchlich ist, gehören inoffizielle Staatsgeheimnisse an die Öffentlichkeit. Das macht ein Impeachmentverfahren so schwierig.

Komplizierte II

Ein Fernsehkrimi aus München thematisierte einen Herrenklub, über den die TV-Plattform prisma.de schrieb: «Zehn- bis fünfzigtausend sollte die Mitgliedschaft kosten, wurde komplortiert, Frauen standen schweigend zum Gespräch bereit, während die Herren assen und rauchten.» Das komplettiert geschickt die ganze Geschichte, die kolportiert, der Klub habe sein Geschäftsmodell schon wieder ändern müssen – möglicherweise aufgrund eines Komplotts.

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