Im Affekt: Das geschmähte «Geschenk»

Nr. 41 –

«Elf farbige After auf Stängeln», so titulierte der französische Philosoph Yves Michaud die «pornografische Skulptur» des «angeblichen» US-Künstlers Jeff Koons. Die ursprüngliche Absicht von Koons war es, einen Strauss mit elf bunten Tulpen zu zeigen, gehalten von einer riesigen fleischfarbenen Hand, die aus einem weissen Sockel wächst. Feierlich enthüllt wurde das über dreissig Tonnen schwere und knapp dreizehn Meter hohe Metallungetüm am 4. Oktober im Garten des Pariser Petit Palais. Koons, dessen Werke auf dem Kunstmarkt Höchstpreise erzielen, will es den PariserInnen offeriert haben, zum Gedenken an die Opfer der Anschläge vom 15. November 2015. Wobei, offeriert ist irgendwie nicht das richtige Wort. Die geschätzten Produktionskosten von über drei Millionen Euro mussten Koons natürlich sehr wohl erstattet werden. Und was haben der Standort der Skulptur, die Tulpen und Koons selbst nun eigentlich mit den Terroranschlägen zu tun? Ach, egal.

Wie so oft, wenns um Kunstfragen geht, hilft auch die Politik nicht weiter. Die ansonsten taffe Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo war sich nicht zu schade, Koons’ als verhunztes Abbild der Freiheitsstatue arrangierte Tulpen mit dem Eiffelturm oder der Pyramide vor dem Louvre zu vergleichen.

Und der Künstler? Traurig sei er über die Ablehnung, verriet er dem «Figaro». Er wolle doch nur arbeiten. Allerdings nicht zu viel. Denn der Strauss ist auch ein Selbstplagiat: Die Tulpen gibts bereits in Koons’ Werkkatalog, liegend und metallfarben. Jetzt hat Koons einfach noch ein paar mehr von ihnen machen lassen und sie anders angeordnet. Die Häme will nicht abreissen. Nun hat die Stadt Montpellier der geschmähten Skulptur Asyl angeboten. Die ParistouristInnen allerdings hätten das Werk bereits ins Herz geschlossen, heisst es. Der Tulpenstrauss sei zum beliebten Selfiestützpunkt avanciert. Prima Werbung also. Fragt sich bloss: Für was? Oder wen?

Schöner schimpfen mit Pariser Philosophenstars. Michauds Wutrede gipfelt im Satz, Frankreich sei «eine Bananenrepublik, regiert von Ungebildeten».