Diesseits von Gut und Böse: Autos sind lieb

Nr. 41 –

«Es war der letzte Samstag der Sommerferien. Ein schöner, sonniger Tag, den viele Autofahrer für einen Einkaufsbummel in der Zürcher Innenstadt nutzten.» So friedfertig begann kürzlich ein Kommentar in der NZZ. Dann geriet der Autor in den Kampfmodus, denn er stand im Stau: «Das Auto ist der Feind, den es zu bekämpfen gilt. (…) Die beliebteste Waffe der Autojäger sind derzeit aber Geschwindigkeitssenkungen. (…) Autos sollen ausgebremst werden, wo immer es möglich ist.»

Dabei unterlag er einem wesentlichen Irrtum. Wenig im Leben ist so sinnlos wie ein Einkaufsbummel mit Auto in der Zürcher Innenstadt, wo selbst der hinterste Winkel mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar und der Weg zum Parkhaus meist weiter ist als der zur nächsten Haltestelle.

Dass es Autos heutzutage aus guten Gründen schwer haben, interpretieren leidenschaftliche BesitzerInnen gern als Folge von «Autohass». Drum arbeitet die Branche emsig an einer Imagekorrektur. Wie der BMW-Konzern, der jetzt mit einer «wahren Geschichte» Werbung macht: Versteckt in einer umgebauten BMW Isetta, flohen 1964 nacheinander neun Menschen aus der DDR nach Westberlin.

Der knapp vierminütige kleine Videothriller, den BMW darüber gedreht hat, wie die Isetta zum «kleinen Helden» und «Fluchthelfer» wird, könnte glatt zu Tränen rühren. Eine Geschichte, schreibt der Konzern, «die uns an das Versprechen erinnert, mit dem Autos seit jeher gebaut werden: den Menschen Freiheit und Selbstbestimmtheit zu schenken».

Aber wenn man schon so ein furchtbares Beispiel bemühen will: Manche sind der DDR-Diktatur auch im Interzonenzug oder in der S-Bahn entkommen.