Comic: Humorvoll und beinahe zärtlich

Nr. 29 –

Ein Comic über Gewerkschaftskampf und Arbeitsrechte – ist das nicht zu pädagogisch, zu langweilig? Nicht unbedingt, wie Daria Bogdanska mit ihrer autobiografischen Graphic Novel «Von Unten» zeigt, in der sie von ihrer Anfangszeit als polnische Migrantin in Schweden erzählt. Bogdanska schreibt im gleichen humorvollen Ton über die schwierige Jobsuche und Geldprobleme wie von neuen FreundInnen, einer Liebesgeschichte und Partys in besetzten Häusern. Im Gastrojob, den sie dann endlich findet, trifft sie auf miserable Arbeitsbedingungen. Alle werden schwarz bezahlt, die Löhne sind mies, am wenigsten erhalten diejenigen, die am stärksten vom Chef abhängig sind.

Am eindrücklichsten ist, wie Bogdanska die MitarbeiterInnen beschreibt – beinahe zärtlich – und ihnen mit grossem Respekt begegnet. Dabei ist sie sich bewusst, dass sie selbst trotz ihrer misslichen Lage immer noch einigermassen privilegiert ist, hat sie doch die Möglichkeit, an der Uni zu studieren. Schliesslich geht sie gemeinsam mit einem Mitarbeiter und mithilfe einer Gewerkschaft gegen den Chef vor. Auch hier spielt sie sich aber nicht als Heldin auf. Ohnehin ist ihr Tonfall ziemlich selbstironisch, etwa wenn sie die Gäste im Restaurant beschreibt, die nicht miteinander sprechen, sondern nur am Handy hängen: «Vielleicht sollte ich diese Szene in meinem Comic zeigen? Nööö, ‹soziale Entfremdung› ist Old News.»

Eigentlich sind auch die schlechten Arbeitsbedingungen in der Gastronomie «Old News», gerade für MigrantInnen. Trotzdem werden solche Geschichten selten so erzählt wie in «Von Unten», vor allem nicht so unterhaltsam. Bogdanska gehört – gemeinsam etwa mit Liv Strömquist oder Nanna Johansson – zu einer jungen Generation schwedischer Comiczeichnerinnen, die seit einiger Zeit mit gesellschaftspolitischen Themen die Szene aufmischen. Und die im deutschsprachigen Raum mit etwas Verspätung – «Von Unten» ist in Schweden bereits 2010 erschienen – nun glücklicherweise auch ankommen.

Daria Bogdanska: Von Unten. Aus dem Schwedischen von Katharina Erben. Avant-Verlag. Berlin 2019. 200 Seiten. 37 Franken