LeserInnenbriefe

Nr. 17 –

Brüllende Ironie

«Kommentar zur Urheberrechtsreform der EU: Wessen Freiheit eigentlich?», WOZ Nr. 14/2019

Brillant, der Artikel zu den Protesten gegen das Leistungsschutzrecht: voll brüllender Ironie und das Problem genau auf den Punkt bringend!

Einzugestehen, dass man die Gratisdienste der grossen Plattformen fröhlich nutzt und somit zu ihrem Geschäftserfolg beiträgt, indem man sich selber zu ihrem Produkt macht (nämlich durch Preisgabe seiner Daten), und im gleichen Atemzug diese Firmen zu geisseln für die Wahrnehmung ihres Rechtes, aus der Bereitstellung ihrer (Pseudo-)Gratisdienste Gewinn zu ziehen, ist schon ein starkes Stück.

Aber sich dann noch geradezu zu mokieren über die Teilnahme von Wikipedia am Protest gegen das Leistungsschutzrecht mit dem Argument, die seien als Non-Profit-Organisation ja gar nicht davon betroffen, das ist grosses Theater! Weshalb waren wir denn gegen das Nachrichtendienstgesetz? Wir, die wir nichts zu verbergen haben, brauchen doch nichts zu befürchten! Weshalb sind wir gegen die Todesstrafe? Wir als gesetzestreue Bürger haben doch keinen Grund zur Sorge! Dass jedes Gesetz so gemacht sein sollte, dass man sich damit wohlfühlt, auch wenn der persönliche Gegner am (politischen) Ruder ist, haben schon andere Leute bemerkt. Selbstverständlich käme nie jemand auf die Idee, Upload- und sonstige Filter für ehrlose Zwecke umzunutzen, wenn sie dann praktischerweise bereits eingerichtet sind, nicht wahr?

Es tut mir leid, aber ich halte die Freiheit für wichtiger, die uns ein unbehindertes Internet bietet, als die Möglichkeit grosser Organisationen, von AutorInnen und MusikerInnen, im Namen ihrer Mitglieder Geld einzutreiben, dessen Herkunft ich als fragwürdig erachte.

Yargo Bonetti, Aarau

Zeitungswelten

«Auf allen Kanälen: Zwei Schweizen», WOZ Nr. 15/2019

Immer wieder sprechen wir unter Freunden darüber, welche Zeitung man als Linke/Grüne in Basel und Agglomeration noch lesen kann. Die «Basellandschaftliche Zeitung» («bz») ist, wie sie ist, sagte kürzlich einer: von allem etwas, aber lieber niemandem von der Wirtschaft auf die Füsse treten. Wir haben uns gefragt, ob man die «Basler Zeitung» schon wieder lesen könne …

Als Abonnentin von «bz» und «Tages-Anzeiger» irritiert mich oft, dass diese beiden Blätter ein unterschiedliches Bild vom politischen Geschehen in der Schweiz zeichnen. Sogar mein Fernsehabend gestaltet sich unterschiedlich, je nachdem, in welcher Zeitung ich die Programmvorschau studiert habe! Die Sportseiten wie auch die vielen aufdringlichen Beilagen für Reisen und ähnliche Unnötigkeiten wandern jeweils vom Briefkasten direkt ins Altpapier.

Wir LeserInnen müssen nicht nur aufmerksam wahrnehmen, worüber und mit welchem Grundton unsere Zeitung berichtet, sondern auch, worüber sie nicht schreibt. Zum Glück kommt einmal in der Woche die WOZ!

Rosemarie Imhof, Allschwil

Das Leiden der Kühe

«Biomilch: Zu wenig Biofutter – ein Skandal?», WOZ Nr. 15/2019

Es ist nicht unbedingt ein Skandal, wenn Biokühe mal konventionelles Futter bekommen, es ist eher ein Skandal, dass die WOZ bei dieser Gelegenheit nicht wie üblich Partei ergreift für die Ausgebeuteten: Milchkühe geben bekanntlich nicht «einfach so Milch». Sie müssen dazu jährlich künstlich geschwängert, mehr oder weniger schnell von ihrem Kind getrennt und wegen Erschöpfung der Milchhöchstleistung schon nach 5 bis 6 Jahren geschlachtet werden, trotz einer Lebenserwartung von 25 Jahren. Und das Leiden der Kühe wird immer grösser: Marktwirtschaft ist nun mal mit Wachstum und Profit verbunden, und dazu muss das zur Milchmaschine degradierte Tier immer rentabler werden. Da ist es einfach unverständlich, dass die WOZ nur dafür einsteht, Biokühe etwas länger leben zu lassen, nicht aus Pietät, sondern aus egoistischen Gründen, weil länger lebende Kühe eine etwas bessere Klimaschadenbilanz erzielen …

Renato Werndli, Eichberg