#digi: Kassenloser Kiosk

Nr. 15 –

Valora pusht den Laden ohne Kasse. Ein Prototyp eröffnete kürzlich im Zürcher Hauptbahnhof. Dazu muss man wissen: Valora besitzt an den Schweizer Bahnhöfen ein kleines Königreich – dazu gehören die Avec-Shops, alle K-Kioske, der Brezelkönig und die Caffè Spettacolo. Das Unternehmen ist auch im Ausland präsent, verfügt an sogenannten Hochfrequenzstandorten über 2500 Verkaufsstellen und beschäftigt 15 000 Mitarbeitende.

Die neuen Läden heissen «Avec Box» oder «Avec X». Man kann dort einkaufen, wenn man eine Valora-App auf sein Smartphone lädt und der Firma Handynummer, E-Mail-Adresse, Kreditkartenangaben und einen Ausweis hinterlegt. Dann scannt man, was man kaufen möchte, und am Ende rechnet die App selbstständig ab.

Verkaufspersonal gibt es nicht mehr. Nur noch während der Stosszeiten werden «Mitarbeitende vor Ort präsent sein und (…) die Kunden beim Einkaufen unterstützen, die Regale auffüllen und die Räumlichkeit in Ordnung halten», wie Valora schreibt. Die Gewerkschaft Unia kritisiert, Valora sei schon jetzt bekannt für «seine schlechten und wenig respektvollen Arbeitsbedingungen – niedrige Löhne, Systematisierung von Franchising, Druck, Nichteinhaltung von Pausen und so weiter». Die kassenlosen Läden würden die prekären Arbeitsbedingungen noch verschärfen. Zudem werde die Abschaffung der Kassen im Detailhandel viele Arbeitsplätze vernichten: Die Unia fordert deshalb Massnahmen zur beruflichen Umschulung.

Und die KonsumentInnen, wollen die, was Valora plant? Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat Vorbehalte. «In Bahnhöfen ist Zeit manchmal Gold wert – allerdings dürfen die Kundinnen und Kunden nicht gezwungen werden, das schnellere Einkaufen mit ihren höchst persönlichen Daten zu bezahlen», sagt Josianne Walpen, bei der SKS zuständig für Ernährung und Mobilität. Auch an kleineren Bahnhöfen müsse immer eine Alternative zum Valora-Angebot bestehen, damit KundInnen, die sich und ihr Einkaufsverhalten nicht derart offenlegen wollten, ausweichen könnten. Valora sammle sehr ungeniert sehr persönliche Daten seiner KundInnen. «Es muss transparent sein, was damit geschieht. Die Kunden müssen auch die Möglichkeit haben, die Daten einzusehen und wieder löschen zu lassen», sagt Walpen.