100 Wörter: Der Nachtfolgenforscher

Nr. 3 –

Das Prinzip, bei Dunkelheit das Haus nicht zu verlassen, hatte Gröbenstolz schon viel Ärger erspart. Weder geriet er in Gefahr, der immer raffinierter zur Enteignung der genuss- und vergnügungsaffinen Bevölkerungsschichten schreitenden Gastronomiebranche auf den Leim zu gehen, noch auf der Eisglätte auszurutschen, die sich frühmorgens auf dem Trottoir auf die Lauer legte, um unbarmherzig die Arbeitswilligen und Lauffreudigen zu schrägen, die sich, anstatt ihr Einkommen oder ihren Bodymassindex zu verbessern, eine schmerzende Hüfte einfingen. Gröbenstolz hingegen blieb in seiner guten Stube vollkommen unversehrt, und wenn es dann endlich hell wurde, ging er frohgemut nach draussen, wo er unterschätzte Nahverkehrsphänomene erforschte.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel») und lebt in Zürich. Im Juni ist sein neuer Krimi «Mordgarten» erschienen, der in der Siedlung einer Wohnbaugenossenschaft spielt und unter www.woz.ch/shop/buecher erhältlich ist. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. www.stpoertner.ch